Vom Vorreiter zum Rückkehrer: Schwedens Offenbarungseid zum Bargeld

Schweden entdeckt Risiken der Digitalisierung und stärkt Rolle des Bargelds

Schwedens Kurskorrektur:
Vom Bargeldlos-Pionier zum Cash-Verfechter

Die schwedische Riksbank, die älteste noch bestehende Zentralbank der Welt, hat ihre Position zum Bargeld überraschend revidiert. In einer jüngsten Stellungnahme hob sie die unersetzliche Bedeutung von Bargeld für zuverlässige und allgemein zugängliche Zahlungssysteme hervor. Dieser Schritt markiert einen Kurswechsel in der Geldpolitik der Skandinavier.

Vor rund einem Jahrzehnt machten deutsche Medien mit reißerischen Schlagzeilen wie “Schweden schafft das Bargeld ab” oder “Die erste bargeldlose Gesellschaft der Welt entsteht” auf die Entwicklungen in Schweden aufmerksam. Im Jahr 2013 sorgte insbesondere die Entscheidung des großen schwedischen Finanzinstituts Swedbank für Aufsehen, als es ankündigte, in seiner traditionsreichen Filiale an der Einkaufsmeile Östermalmstorg weder Bargeld auszugeben noch anzunehmen. Diese Maßnahme traf vor allem die ältere Bevölkerung des Stadtteils, in dem über ein Viertel der Einwohner über 60 Jahre alt war. Gerade diese Kundengruppe zeigte damals – und auch heute – eine ausgeprägte Vorliebe für Bargeld. Folglich hatte die Ankündigung der Swedbank auch eine symbolische Bedeutung und wurde als Vorbote einer bargeldlosen Gesellschaft wahrgenommen.

Zu diesem Zeitpunkt stellten immer mehr Banken den Bargelddienst in ihren Filialen ein und setzen stattdessen voll auf Kreditkarten, die sämtliche Transaktionen lückenlos nachvollziehbar machen. Doch Experten schlagen Alarm und warnen eindringlich vor einer “Welt ohne Bargeld“. Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) mahnt, dass Bargeld ein unverzichtbares Korrektiv im Zahlungsverkehr darstelle. Weder Karten noch virtuelle “Münzen” wie Bitcoin böten “ein ähnlich hohes Inklusionsniveau” oder einen vergleichbaren Schutz der Privatsphäre. Zudem wüchse durch die Vielzahl digitaler Zahlungsvarianten der Einfluss von Big-Tech-Giganten aus den USA und China auf das globale Finanzwesen stetig weiter an.

Kehrtwende zum Bargeld seit 2020

In Schweden, dem einstigen Vorreiter der bargeldlosen Gesellschaft, zeichnet sich seit ca. 2020 eine überraschende Wende ab. Die Politik des skandinavischen Landes diskutiert inzwischen über die Notwendigkeit gesetzlicher Standards für eine flächendeckende Bargeldgrundversorgung.

Während die Regierung in Stockholm einerseits ihr ambitioniertes Projekt zur Einführung einer digitalen “E-Krona” vorantreibt, brachte sie parallel dazu einen Gesetzentwurf auf den Weg. Dieser zielt darauf ab, das Bargeldniveau des Jahres 2017 wiederherzustellen und für die Zukunft verbindlich zu verankern.

Die schwedischen Entscheidungsträger scheinen die Bedeutung physischen Bargeldes neu zu bewerten – womöglich als Korrektiv zur drohenden Allmacht digitaler Zahlungssysteme. Ein Umdenken in der ehemaligen Hochburg der Bargeldlosigkeit.

 

Zentralbank bekennt Fehler: Bargeld bleibt systemrelevant

Schweden vollzieht eine außergewöhnliche geldpolitische Wende: Die dortige Zentralbank Riksbank betont in ihrem Jahresbericht 2024 die unverzichtbare Rolle von Bargeld für sichere und allgemein verfügbare Zahlungssysteme. Als kritisches Sicherheitsdefizit sieht die Notenbank die Verwundbarkeit des digitalen Zahlungsverkehrs bei Zwischenfällen wie Stromausfällen oder Cyberangriffen.

Mit den bestehenden digitalen Systemen lasse sich die erforderliche Stabilität und Resilienz nicht gewährleisten, warnt die Riksbank eindringlich. Öffentliche wie private Akteure müssten daher die Nutzbarkeit von Bargeld sicherstellen und eine entsprechende Infrastruktur vorhalten. Denn Zahlungsmittel seien für manche Bevölkerungsgruppen nicht jederzeit zugänglich und verfügbar.

“Das Zahlungssystem muss nicht nur in Normalzeiten stabil sein”, mahnt das 1668 gegründete Finanzinstitut. Es müsse auch Krisen und Bedrohungslagen überstehen, indem mehrere Zahlungsmethoden parallel genutzt werden könnten. Entscheidend sei die Aufrechterhaltung von Zahlungen selbst bei “Störungen in Teilbereichen des Systems”.

Ein bemerkenswertes Bekenntnis zum Bargeld aus dem einstigen Musterland der Digitalisierung des Zahlungsverkehrs. Eine Kurskorrektur historischen Ausmaßes.

Stellt sich nur die Frage, ob die Deutsche Bundesbank als Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland, aus den Erkenntnissen Schwedens Nutzen zieht und so unnötige Fehler vermeidet.

Und was lernen Sie als Geschäftsinhaber daraus, welche Zahlungsmöglichkeiten bieten Sie Ihren Kunden an?
Sind Sie auf Stromausfälle und technische Pannen an der Kasse vorbereitet?
Manche Geschäftsinhaber erinnern sich noch gut an den technischen Ausfall des Kartenterminals im Jahr 2022. Auch bei Giro- und Debitkarten sind technische Pannen keine Seltenheit, wie eine Online-Recherche schnell zeigt.

Schattenseiten der Digitalisierung – Schwedens Offenbarungseid

“Der hiesige Zahlungsmarkt wurde in atemberaubendem Tempo digitalisiert”, konstatiert die Riksbank nüchtern. Bargeld und manuelle Services wichen Karten, Smartphones und Online-Diensten. “Dies beschleunigte und verbilligte Zahlungen zweifellos – eine positive Entwicklung”, räumt das Institut ein.
Die rasante Digitalisierung hat unsere Gesellschaft im Sturm erobert. Während sie einerseits Zahlungen beschleunigt, Prozesse vereinfacht und Kosten spart, birgt sie andererseits auch Schattenseiten, die nicht länger ignoriert werden dürfen.
Wie die schwedische Riksbank bemerkt, werden durch die digitale Transformation bestimmte Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt – jene, die keinen Zugriff auf digitale Zahlungsmethoden haben oder diese nur mühsam nutzen können. Zudem eröffnet die Cyber-Welt Tür und Tor für Betrügereien, die das Vertrauen in unser Finanzsystem untergraben.

Doch das ist noch nicht alles: Die allgegenwärtige Digitalisierung macht uns auch anfälliger für Cyberangriffe und Ausfälle von Strom- und Datennetzen. Nicht zu vergessen sind die immer häufiger und heftiger auftretenden Sonneneruptionen, die ebenfalls zu unkalkulierbaren technischen Ausfällen führen können. Die schön anzuschauenden Polarlichter, die Mitte Mai 2024 aufgrund von Sonnenstürmen auch in Europa zu sehen waren, bergen enorme Risiken für Datentechnik und Stromversorgung.
Die ZEIT ONLINE titelte dazu “Sonnensturm – Knapp am Blackout vorbei.”

Auch in Zeiten globaler Spannungen ein durchaus brisantes Thema nicht nur für ein Land wie Schweden- alle sind wir auf einen funktionierdenden Zivilschutz angewiesen ist. Es muss sichergestellt sein, dass das Finanzsystem auch in Krisenzeiten und bei erhöhter Alarmbereitschaft funktioniert. Die schwedische Notenbank erkennt diese Herausforderungen an und versucht gegenzusteuern – etwa durch die Einrichtung von Bargeldstationen für Unternehmen. Denn sollte das digitale System einmal zusammenbrechen, muss eine analoge Alternative bereitstehen, heißt es. Mehr solcher Cash-Depots im Land könnten Unternehmen Kosten sparen und Bargeldknappheit bei Krisen vorbeugen, so die Behörde.
Ein Offenbarungseid der einstigen Digitalisierungsvorreiter über die Risiken einer bargeldlosen Gesellschaft.

Verpflichtung zur Annahme von Bargeld

In einem dringenden Appell fordert die Zentralbank die Regierung und das Parlament auf, neue Gesetze zur Bargeldverwaltung zu erlassen. Die Kernforderung: Händler lebensnotwendiger Güter müssen verpflichtet werden, Barzahlungen anzunehmen. Nur so könne gewährleistet werden, dass jeder Bürger seine Rechnungen begleichen kann – unabhängig von digitalen Bezahlmethoden. Darüber hinaus verlangt die Zentralbank einen “stärkeren Rechtsschutz” für Bargeld und die Verpflichtung von Banken, Bargeldeinlagen inklusive Münzen von Privatpersonen anzunehmen.
Ihre Forderungen untermauert die Behörde mit Ergebnissen einer jährlichen repräsentativen Umfrage zu den Zahlungsgewohnheiten. Demnach griff fast die Hälfte der Befragten im vergangenen Monat zu Scheinen und Münzen – ein Anstieg von 15 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr.
Allerdings deuten andere Daten eher auf einen weiteren Rückgang der Bargeldnutzung hin, wie die Zentralbank einräumt. So sei 2023 weniger Bargeld an Geldautomaten abgehoben worden, der Umlauf insgesamt um 10 Prozent gesunken.
Eine mögliche Erklärung für die widersprüchlichen Umfrageergebnisse: Viele Bürger griffen auf private Bargeldreserven zurück, nachdem Russland 2022 in die Ukraine einmarschierte. Ein Zeichen mehr für die Systemrelevanz, wenn sich die Bevölkerung zur Sicherheit mit Bargeld eindeckt.

Schweden wollen am Bargeld festhalten – Skepsis gegenüber Abschaffung nimmt zu

Die Umfrageergebnisse offenbaren auch eine wachsende Skepsis gegenüber dem Bargeldverfall in Schweden. 44 Prozent der Befragten bewerten diesen Trend im Jahr 2023 als negativ – ein Anstieg von 8 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Auch der Anteil derer, die meinen, ohne Bargeld nicht in der heutigen Gesellschaft zurechtzukommen, hat zugenommen. Die Zentralbank vermutet hier einen “Effekt des erhöhten Krisenbewusstseins aufgrund des Ukraine-Krieges”.
Viele Schweden sehen die Notwendigkeit, in bestimmten Situationen wie bei Vereinen, Tante-Emma-Läden oder Flohmärkten bar zu bezahlen. Manche betonen zudem, dass Bargeld ihnen hilft, den Überblick über ihre Finanzen zu behalten. Ältere Menschen haben es generell deutlich schwerer, gänzlich auf Bargeld zu verzichten. In der aktuellen Umfrage gab die Hälfte der Befragten an, dass Geschäfte ihre Barzahlung nicht akzeptierten – ein Anstieg von 13 Prozentpunkten gegenüber 2022.

Ein häufig vorgebrachtes Argument für die Bargeldabschaffung ist der Kampf gegen Kriminalität und Geldwäsche. Die dahinterliegende Logik: Ohne Bargeld gäbe es keine Banküberfälle, Geldautomatensprengungen oder anonyme Transaktionen mehr, was kriminelle Aktivitäten erschweren würde. Der Ökonom Friedrich Schneider rechnete bereits vor, dass die Schattenwirtschaft ohne Bargeld um 15 Prozent schrumpfen könnte. Zudem ließen sich Einkünfte besser kontrollieren und besteuern.

Allerdings öffnet sich durch die Digitalisierung des Finanzsystems gleichzeitig die Tür für neue Formen der Cyber-Kriminalität wie Hackerangriffe, Identitätsdiebstahl, Phishing-Attacken und Ransomware-Erpressungen, die erhebliche Sicherheitsrisiken und finanzielle Schäden nach sich ziehen können.
Es stellt sich dann jedoch die Frage, wer die Kosten bzw. Einbußen dieser neuen Formen von Kriminalität trägt, der Staat oder die Unternehmer und Bürger.

Was hat Vorgang? Bedürfnisse des Staates oder der Bevölkerung?

Die Bargeldabschaffung ist ein kontroverses Thema, das weit über rein ökonomische Aspekte hinausgeht und die Selbstbestimmung aller Bürger bedroht.
Kritiker wie die Professoren Urban Bacher und Hanno Beck von der Hochschule Pforzheim warnen eindringlich: Ein Bargeldverbot “bedroht die informationelle Selbstbestimmung aller Bürger und ist damit politisch hochexplosiv”.
Es gehe um fundamentale Grundfreiheiten – die Freiheit, sich zu informieren, zu bewegen und auszutauschen, ohne ständig überwacht zu werden. Ob die angestrebten Ziele derart massive Eingriffe in die Grundrechte rechtfertigen, sei zumindest diskussionswürdig. Zwar räumt die Zentralbank ein, dass “der Kampf gegen die kriminelle Wirtschaft sehr wichtig” ist. Jedoch sollte dies nicht dazu führen, dass Geschäfte und Unternehmen generell keine Barzahlungen mehr akzeptieren. Solange Verbraucher und Firmen Bargeld benötigen und nutzen wollen, müsse dies möglich sein. Als Kompromisslösung könnten Betragsbegrenzungen in Betracht gezogen werden – die Möglichkeit zur Barzahlung bliebe erhalten, Kriminellen würden jedoch Steine in den Weg gelegt. Die Debatte offenbart einen tiefen Graben zwischen den Befürwortern einer bargeldlosen, vollständig überwachbaren Gesellschaft und jenen, die darin einen Angriff auf elementare Freiheitsrechte sehen. Eine einfache Lösung ist nicht in Sicht, doch der Ruf nach Augenmaß und Kompromissen wird lauter.

Fazit für Ihr Geschäft: Lernen aus Schwedens Erfahrungen

  • Angesichts der wachsenden Skepsis gegenüber der digitalen, übewachbaren bargeldlosen Bezahlmethoden und einer möglichen Bargeldabschaffung ist es ratsam, Kunden weiterhin die Möglichkeit zur Barzahlung zu bieten.
  • Viele sehen in Bargeld ein Mittel zur finanziellen Selbstbestimmung und wollen diese Freiheit nicht aufgeben, nicht auf Privatsphäre und Sicherheit nicht nur in Krisenzeiten verzichten.
  • Gleichzeitig ist der Trend zu digitalen Bezahlmethoden ungebrochen.
    Um allen Kundengruppen gerecht zu werden, empfiehlt es sich daher, ein ausgewogenes Angebot an Zahlungsmöglichkeiten anzubieten, das zu Ihrer Kunden passt.
  • Eine kostensenkende Option für den Bezahlvorgang sind die Bezahlautomaten von PerfectMoney.
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